Dienstag, 30. September 2014

ziemlich dumme ideen

[ caveat: das wird jetzt lang, ich werde mal wieder nur anekdoten - vor allem aber mal wieder die altbekannten dinge - erzählen. aber das interview mit dave eggers und jaron lanier, das ich gerade empfohlen habe, schreit nach einem "habe ich es nicht schon immer gesagt?" triumphgeheul in aus- und wie immer abschweifender manier, einem langen ausritt von rosinante, die schon unruhig mit den hufen scharrt, weil sie zu lange im stall stehen musste ;-) ach ja als soundtrack empfehle ich so was wie moussa doumbia "femme senegal" ebenso ausschweifend, sich in hypnotischen kreisen bewegender afrofunk aus dem senegal, das ist in etwa der sound dieser post]


ich erinnere mich, wie jemand sagte "und dann hast du die programme nicht mehr auf diskette, dann machst du nur den computer an und das programm wird von einem rechner der firma, die es anbietet, geladen und von dort aus gestartet. das macht alles doch viel einfacher, oder?"

ich hielt das damals für ne saudämliche idee.

damals, das war so um die zeit herum, als ich meine ausbildung zum "datenverarbeitungskaufmann" mit IHK-abschluss (so gesehen mein drittes abi) machte, also 1988/89. das war zu einer zeit, als sich mein EDV-lehrer noch scheckig lachte, als ich ihm erzählte, es gäbe da so was, das nenne sich "viren" und damit könnte man rechner infizieren und dazu bringen, dinge zu tun, die man nicht wirklich mag.

er hatte viel zu lachen, kam er doch aus einer welt, in der man noch kleine karten aus pappe aufeinanderstapelte (zu einem sog. batch) und einen großrechner mit diesen dingern "fütterte", um ein programm auszuführen.

"viren? wie lustig. wo haben sie denn so einen quatsch her? 'datenschleuder'??? was ist das denn?".

na gut, er konnte das damals noch nicht googeln, hätte es aber schon seit 4, 5 jahren wissen können, so lange fummelten die jungs vom CCC da schon an ihren schrägen sachen herum. interessierte ihn aber nicht, sein job war es ja nicht, solche sachen zu wissen, er sollte uns COBOL beibringen, damit wir einen job bekämen ... was sich angesichts der tatsache, daß der laden, bei dem wir die ausbildung machten, gewerkschaftsnah war und ich meine klassenkameraden dann später eher als inhaber eines getränkehandels oder vertreter für kombi-geräte (scanner, fax, drucker) wieder traf, eher als bizarr gelten sollte.

cobol mag sich als "lingua franca" jener zeit gerade bei den luxembourger banken einer gewissen beliebtheit erfreut haben, aber ... ich habe nicht sonderlich viel in COBOL gemacht, pascal fand ich eh schnittiger und als ich bei der "grande armee" in einer woche clipper gelernt hatte, erwies sich das als praktikabler, um seinen lebensunterhalt mit programmieren zu verdienen.

schon okay, datenbankprogrammierer, wie langweilig ;-)

im grunde war ja alles besser, als ein "rechner" mit 64kb hauptspeicher, bei dem 16 per se für ein sog "extented basic" draufging und man alle zeichen des ASCII zeichensatz bit für bit umprogrammieren musste, um so was wie eine grafik hinzubekommen.

du denkst, ich schweife ab? okay, ein bißchen, und - wie gesagt - alles schon erzählt, aber ... soclhe anekdoten sind oft nützlich, wenn man auf etwas offensichtliches, auf etwas, was sich nie ändert, hinaus will: das dumme lachen besonders schlauer leute, wenn man über etwas redet, was sie einfach nicht verstehen.

wenn sie es dann verstehen, haben sie es "schon immer gewusst".

daran hat sich nichts geändert. menschen sind dumm, dieser blog ist der dummheit gewidmet, weil ... naja, dummheit ist nämlich okay, wenn man in der lage ist, zuzugeben, daß man dumm ist. wenn man bereit ist, etwas dazu zu lernen, was man vorher - als man noch dumm war - eben noch nicht wusste oder konnte.

dumm ist nur dann - dann aber so richtig - "schlimm", wenn man sich oder dem anderen nicht eingestehen kann, daß man etwas nicht weiss und einfach zu faul ist, etwas dazuzulernen.

hinterher, wenn jeder idiot es verstanden hat, kann der dumm gebliebene ja immer noch so tun, als habe er das ja "schon immer gewusst". auch daran hat sich rein gar nichts geändert seitdem.

ich fand die idee, also die, daß man programme nicht mehr auf diskette hatte jedenfalls bescheuert. erstens, weil ich der vorstellung, daß man immer und überall an diesen blöden rechner von der firma rankommen könnte, alleine schon bizarr genug fand. womit bitte?

ach ja, vergaß ich zu erwähnen, daß das wort "internet" damals noch nicht so verbreitet war, wie es das heute - wo jeder idiot verstanden zu haben glaubt, was das ist "das internet" - der fall ist? naja, für mich gab's die sog. "portabox" in trier, ich konnte meinen wunderbaren 8086 pc über einen akustikkoppler, den ich auf mein telefon stopfte, mit dieser mailbox verbinden und ... naja, dort die "datenschleuder" runterladen :-)


aber, die vorstellung, daß die "portabox" rund um die uhr zu erreichen war, ja daß es eine fanstastilliarde solcher boxen geben könnte, man die irgendwann "server" und den ganzen zusammhang dieser boxen schließlich "das internet" nennen würde, die hatte mir zwar die sphinx, ein schweizer fachblättchen in fragen "erweitertes bewusstsein", freundlich zugänglich gemacht, aber eine ahnung davon, wie das mal aussehen würde?

das heft, das meine neugier weckte. einfach auf das "Sphinx" da oben klicken, dort liegt der ganze artikel von 1982

nope. ich war eben dumm. aber neugierig.

und, naja, misstrauisch. "was, ich soll mein programm von einer fremden firma laden und dort starten? wie blöd ist das denn?". ich sag' nur "volkszählung", "man" war "damals" in diesen fragen ja noch, wie soll ich das sagen, "sensibler" (?). und überhaupt, "dann können die ja zählen, wie oft ich das programm starte und wie lange ich dran arbeite. und das wiederum heisst, mein chef kann kontrollieren, was ich wann gemacht habe, wenn er die rechnung bezahlen muss"

und überhaupt: wie blöd ist das denn, wenn man andere leute für ein programm bezahlt, das man sich doch im grunde selbst schreiben kann?

alles in allem: ich fand's - wie gesagt - ne ziemlich dumme idee, dieses "vom rechner einer fremden firma laden und starten". ich konnte mir auch nicht vorstellen, daß andere leute so blöd sein würden, sich auf so was einzulassen.

wie gesagt, ich war ziemlich dumm ...

ach, die idee kommt dir irgendwie bekannt vor?

das nennt sich "cloud" und das machen jetzt alle?

was soll ich sagen? ich halt's ja immer noch für ne ziemlich dumme idee. was kann man daraus schließen? ja, genau, daß ich dumm bin, aber das wussten wir beide ja schon die ganze zeit: ich bin dumm und find's toll, dumm aber eben neugierig zu sein, in was für ne sch****e sich die anderen, die schlauen, die's toll finden, wohl reinreiten ...

"oh, g*tt, komm jetzt bloss nicht mit deiner handy-story"

aber klar doch, die darf einfach nicht fehlen, wenn ich all zu bekanntes, ewig wiederholtes, schon ewig und drei tage und zum entsetzen aller, die sie schon gefühlte dreitausend mal gehört haben, "graadselätz" zum 3001. mal zu besten gebe. da beißt keine maus den faden ab, da musst du durch, aber zuerst kommt noch (sehe ich da ohrstöpsel auspacken und einsetzen?) die mit dem mobiltelefon ...

ja, mobiltelefone waren "damals" ganz ganz ganz heisse dinger. es gab sogar imitate aus plastik oder holz, die man in sein auto einbauen konnte, um seiner umwelt vorzugaukeln, daß man jetzt auch so was heisses wie ein mooooobiiiiiiltelefon hat, aber so was von.

zu der zeit hatte ich die mutter meiner programme geschrieben ...

in clipper natürlich (abschweifung voraus!) und aus den erfahrungen heraus, die ich in der frühphase der ersten jobs so gemacht hatte - konkret aus der mit einem "chef", der permanent irgendwo hin fahren und seine software "flicken" musste.

"schlau" wie er war, hatte er für jeden seiner kunden eine variante seines eigentlichen programmes an dessen wünsche angepasst. er hatte also 5, 6 verzeichnisse, in denen der sourcecode für den jeweiligen kunden lag, die er "schlau" wie er war jeweils unterschiedlich umschrieb, so daß er im grunde am ende eben 6 oder 7 verschiedene programme mit großen abweichungen auch bei den eigentlichen tools-routinen herumliegen hatte und ...

klar doch: komplett den überblick verlor.

kein guter programmierer. nur faule programmierer sind gute programmierer. leute, die zwischen hunsrück, eifel und luxembourg herumhechten müssen, immer mehr von unfreundlichen kunden in einen zustand von magengeschwürzerfressenener paranoia getrieben, bis man sich schließlich am telefon verleugnen lassen muss, weil eine woche arbeit an 5, 6 verschiedenen, komplett unterschiedlichen versionen ein und des selben programmes anstand, bevor man sich wieder aus dem haus traut.

als er sich traute, mich im hunsrück zu fragen, ob ich ihm 10 mark für sprit leihen könnte, weil wir sonst nicht mehr nach hause kämen, hatte ich ein paar wesentliche dinge jedenfalls verstanden. vor allem: nur ein programm und das für alle.

ich weiss, das ist für einen dummen programmierer eine ziemlich schlaue idee, auf die ich nur gekommen war, weil ich - statt fleissig code in die tasten zu hacken - im handbuch eine möglichkeit entdeckt hatte, wie man clipper dau bringen konnte, zur laufzeit aus einem text einen befehl zu machen. es bringt also was, ab und an, in einem buch herumzustöbern und dann lieber - statt "was sinnvolles zu machen" - mit etwas nur "herumspielt".

als mein "chef" für niemandem mehr zu erreichen war, weder telefonisch noch wenn du an seiner tür klingeltest, bin ich zu seinen kunden gefahren und hab' ihnen angeboten, für sie das zu schreiben, was sie wirklich wollten, ließ mir geld von ihnen geben und schrieb die "mama".

geheimnis: es gibt nur ein einziges programm, das alles aus textdateien liest und erst zur laufzeit sich aus diesen textdateien seine screens, listen, druckvorlagen usw. usf. sozusagen zusammenbastelte. alles, was die kunden an funktionen verlangten, floß in das eine programm ein, aber wie es das machte, das konnte ich vor ort schnell mal ändern, indem ich einen texteditor öffnete, ein bißchen anpasste und fröhliche leute hinterließ, die beim nächsten mal glücklich waren, mich zu sehen, weil alles so lief, wie sie das wollten.

wenn ich das, was ich mir dabei gedacht hatte, damals jemandem zu erklären versuchte, herrschte im grunde nur absolute verständnislosigkeit und ich befürchte, selbst heute, wo man das im gegensatz zu damals in guten büchern wahrscheinlich genau so lesen kann, kann ich mir den typus "chef" von damals immer noch hin- und herflitzen vorstellen.

nothing has changed ...

ich schweife ab?

okay, wollte ich einfach mal erzählen, gönn' mir das bißchen stolz, alleine auf die idee gekommen zu sein und für die nächsten 20 jahre mein geld mit dieser einen idee verdient zu haben ;-)

jedenfalls, lange rede, kurzer sinn - ich bekam meinen ersten job

also, den ersten richtigen. ein richtiger "chef", seinerzeit bei greenpeace aktiv (was damals, als die sich die leute noch aussuchten, schon ne coole adresse war) aber als firmenerbe in ein bundesweit aktives unternehmen verwickelt, sprach mich an, schreckte auch nicht zusammen, daß ich sagte, daß ich nicht ins büro komme und den kram nachts und vor allem zuhause machen würde und, sahnehäubchen, gab gleich auch zwei freunden einen job in seiner firma.

hört sich so easy an, "von zuhause arbeiten". macht doch jeder.

dummerweise damals noch niemand.

es gibt dann eben den moment, wo man so was sagen muss und damit entweder durchkommt oder nicht. ich kam jedenfalls damit durch und so wurde aus der "mama", die zu dem zeitpunkt bei eben jenen 5, 6 kunden und ein paar anderen, denen ich von diesen kunden weiterempfohlen worden war, stabil lief und mich nur selten zum herumfahren zwang, der "papa", weil der neue chef die idee mit dem "nicht viel herumfahren müssen" und "vor ort von einem geschulten vertreter anpassen lassen" ganz gut verstand. hatte ja BWL studiert und hatte einen taschenrechner.

und schon bin ich bei dem "mobiltelefon", von dem du wahrscheinlich dachtest, ich hätte es bei dem ganzen abschweifen aus dem auge verloren???

die dinger waren jedenfalls heiss, damals. gab welche aus holz oder plastik, um eindruck zu schinden. mein chef dachte also, er macht mich happy, wenn er sagt "und dann bauen wir dir so ein mobiltelefon ins auto ..." und guckte blöd, weil ich mit einem "nein, ich höre beim fahren hörspiele und will nicht gestört werden dabei ..." dankend ablehnte.

schön blöd. ganz schön dumm, oder? M.O.B.I.L.T.E.L.F.O.N.!!!

das will doch jeder! "guck mal, ich hab' ein mobiltelefon (und du nicht!)"

also, ahem, ich wollte mich einfach nicht beim fahren anrufen lassen und dann das kommando bekommen "fahr mal gerade nach prüm ...". schon gar nicht, wenn ich gerade auf der rückfahrt am waldrand das selbstangebaute verkostete ...

was soll ich sagen? ich liebe halt die zeit, die mir gehört. ich mache dinge gerne dort, wo ich bin. born this way. da muss man auch mal "nein" sagen können, oder?

eigentlich sollte man ja öfter mal "nein" sagen, wenn man ein bißchen zeit an solche dinge verschwendet hat, wo das hinführen könnte, wenn man nur einmal zu viel "ja" sagt. dein chef ruft dich an, genau in dem moment, wo du das herunterrauchte ding aus dem fenster geworfen und den "herr der ringe" in den kassettenrecorder geschoben hast und nach getaner arbeit dem sonnenuntergang entgegenreiten willst ...

"na gut," wirst du sagen, "du hast gut reden, damals konnte ja kaum einer programmieren. heute, heute musst du ja nolens volens ..." wahrscheinlich, weil irgendwelche honks damit angefangen haben, zu schnell "ja, aber gerne doch, mobiltelefon? wie geil ist das denn?" zu sagen. wahrscheinlich, weil sie einfach nicht lange genug drüber nachgedacht haben, was das neben dem "ichhabeinsundduhastkeins" heisst.

zu viel code gehackt, zu wenig bücher gelesen. 

na gut, wir sind ein leicht zur panik neigendes völkchen. wir lassen uns oft zu schnell angst machen und zu den dingen, die mir damals angst machten, war neben der vorstellung das man mein heisses, schnelles DSL-telefon mit einem irgendwo umgelegten schalter in in mikro würde verwandeln könnte - von der ich mich aber nicht abhalten liess, weil hey! DSL! schnell!!! ... - , die, daß ich ein teil mit mir rumschleppen müsste, von dem ich damals las, daß es nicht nur eine solche wanze sondern auch ein teil wäre, mit dem man jederzeit feststellen könnte, wo ich mich gerade herumtreibe.

also echt! so ein ding kommt mir schon mal gar nicht ins haus.

zumal, achtung!, die dinger wahrscheinlich auch hirnkrebs machen würden, wie man so lesen könnte. na gut, ich lese oder höre nowadays nicht so viel davon, daß die mortaliät in sachen hirnkrebs durch handys signifikant gestiegen wäre, aber ... zwei von drei ist doch immer noch ziemlich drastisch, oder?

abhören, lokalisieren? ich bitte dich ...

ach, du hast so eins. okay, macht keinen hirnkrebs und wenn dich das überzeugt hat, daß es im grunde "ungefährlich" ist, solche dinger mit dir herumzutragen, na denn ...

ja, schon okay, du weisst bescheid. alleine ins internet zu gehen, reicht ja auch schon. stimmt ja auch, und - wenn ich mich recht erinnere - wusste ich das damals, als es plötzlich neben der "portabox" so etwas wie "compuserve" (in der folge c$s genannt) gab, wo man mit einem ganz heissen gefährt namens "navcis" nachrichten von schwarzen brettern, die sich "foren" nannten herunterladen, einer antwort schreiben und so mit anderen leute diskutieren konnte.

oder einfach nur "herumschnusen".

irgendwie war ich damals dumm. oder vielleicht ein bißchen paranoid.

weil, naja, ich immer irgendwie dachte "du weisst nicht, wer dir über die schulter gucken und dich dabei beobachten kann, daß du gerade vor dem rotlichtbezirk, wo die heissen sexdinger verhandelt werden, stehst und überlegst, ob du dich nicht vielleicht ...".

naja, ich hab's dann halt gelassen. cybersex. wie öde ist das denn?

schon okay, du hast auch lafontaine gelesen, die trauben-sache und so. "hey, macht doch jeder, warum machst du so'n drama?".

naja, wie gesagt, irgendwie dachte ich: "du gibst da gerade was von dir preis. wenn du jetzt nach dem stichwort 'selbstmord' suchst ... nein, nicht bei google, das war da noch nicht angedacht, wir warteten ja noch auf diese seltsame sache namens 'browser' ... dann steht gleich die heilsarmee vor deiner tür ... solche sachen halt, schon okay, paranoid, als ob ...

als ob die lieben hippies da draussen so finstere gesellen wären, daß sie so was täten. eben. es gab ja noch keinen mark zuckerberg und wenn, hat seine mama da wahrscheinlich gerade all die untaten an ihm begangen, die ihn später zwangen, den mist zu bauen, den er eben in seiner gier und geltungssucht so treiben würde. nicht mal google. geschweige denn mosaic oder netscape ...

aber trotz der lieben hippies da draussen und der möglichkeit, im spiegelforum mit einem haufen erklärter kiffer offen über jeden aberwitz zu quasseln (die beim bka hatten ja noch keine PCs geschweige denn die freaks, die sie auf so ne idee gebracht hätten, wie das "spiegel forum" bei c$s nach drogenvergehen zu scannen), mir war einfach nicht wohl bei dem gedanken.

schon okay, ich war halt dumm und verklemmt ;-)

und hab' halt mal wieder "nein, danke" gesagt.

das scheint so eine angewohnheit von mir zu sein. da kam einer regelmäßig bei mir vorbei, der auf meinem tisch sein koks in schöne linien zog und ... mit einem freundlichen "nein danke" zurechtkommen musste. "hey, guter stoff, macht doch jeder!".

nope. also ich jedenfalls nicht.

wobei ich erzählen sollte, daß ihn seine eltern - zu denen er wieder gezogen war - ihn einmal im monat von der feuerwehr vom dach des hauses holen lassen mussten. ein fall von "zu wenig nachgedacht und zu schnell 'aber gerne doch' gesagt", wenn du mich fragst, aber, hey, ich bin so dumm und hab den ganzen teuren kram schändlichst ignoriert. was mir alles entgangen ist. die ganzen feuerwehreinsätze. das hat sicher geil ausgesehen ...

aber jetzt schweife ich wirklich ab, obwohl ... es immer noch um dieses seltsame phänomen des "nein sagen"s und das noch seltenere des "vorher über etwas nachdenken" geht, wie dir hoffentlich nicht entgangen ist ...

naja, dann kamen die einschläge immer näher.

vor allem kamen sie immer schneller. du hattest kaum noch zeit, darüber nachzudenken, ob du jetzt wirklich nicht besser dir eines von diesen tragbaren abhörwanzen und lokalisierungsdinger zulegen solltest (naja, lieber nicht, ich hab' immer noch keins, wie ich zu meiner ewigen schande gestehen muss).

oder - schlimmer noch! - google. 

wenn man so drüber nachdachte, konnte man auf die dumme idee kommen, daß das jetzt heissen könnte, daß jemand deinen namen eingibt und ... schwuppdiwupp ... alles, was du so an texten geschrieben hast, zusammensammeln und .... schluck ... auswerten konnte.

g*ttseidank hat sich niemand die mühe gemacht, mal das c$s spiegelforum auf eingeständnisse von drogenkonsum zu scannen und bevor google so weit war, hatten die das ding vom netz genommen oder es war einfach nicht für google offen.

jedenfalls, paranoid wie ich nun mal bin (und dumm dazu) dachte ich, daß der richtige name jetzt nicht mehr so der renner wäre und ein "nom de guerre" ran musste, was lag näher, als unter "hinterwald" zu segeln?

das führt zu meiner freude dazu, daß ich jetzt mehr als 20 jahre im netz bin und wenn ich so was unsäglich peinliches tue, wie mich selbst zu googlen, ich maximal 12 einträge über mich finden kann. einen, der lustigerweise einen kommentar zu umberto eco in einem spiegel-spezial enthält, mit dem entsprechenden datum von 1995 (hihi!), ein paar bei discogs, weil ich für ein paar texte einer NDW band verantwortlich zeichne (ja, so peinlich mir das ist, daß es sääle mit kleinen mädchen mit wunderkerzen gab', die so lustige dinge sangen wie "... und dann rauchen wir noch ein bißchen haschisch ...") und ... args ... einträge in denen ein vollhonk in die welt hinausplärrt, daß ich ihm material vom "wartungsfrei" label und aus dem hinterwald schicken wollte - hat er dann nicht gekriegt, die findest du heute auf den tumbler seiten, die ich für den hinterwald angelegt habe.

wie gesagt maximal ein dutzend einträge bei google. ich bin nicht "wichtig" und jeder 14jährige mit so einem abhör- und lokalisierungsdings hat wahrscheinlich schon drei minuten später 10 mal so viele. soll mir recht sein.

nicht, daß du denkst, ich gebe mich illusionen hin ...

davon bin ich weit entfernt. jeder halbwegs brauchbare mitarbeiter einer dieser ganz geheimen firmen, die für ihre regierung fleissig daten sammeln, braucht wahrscheinlich gerade mal 5 minuten, bis er mein komplettes profil zusammen getragen hat. wenn's ihm spaß macht, soll er doch. ich hoffe, er amüsiert sich.

und, daß in sagen wir mal drei jahren eine software durch's netz schnurrt, die jeden von uns in drei sekunden überall ausmacht, wo wir jemals und dreitausend verschiedenen synonymen gepostet und unseren frust ausgekotzt haben, alleine basierend auf der art, wie wir das getan haben ...

geschenkt.

das denke ich schon seit jahren und seit mir das klar ist, bin ich im rahmen meiner immer noch vorhandenen tendenz, lieber mal "nein" zu sagen, ziemlich ungeniert und mache die dinge, die ich tue, so wie ich sie eben tun will. sprich, so zu reden, wie mir der schnabel gewachsen ist und vor allem über alles, wonach mir gerade der sinn steht.

das ist dumm, ich weiss, aber mal ehrlich: in dem meer von dummheit, in dem ich als einzelner tropfen so schwimme, kann es mir ziemlich egal sein, ob jemand denkt, das sei dumm.

weil, naja, im nachhinein stellt sich die eine oder andere gefühlte dummheit, das was der eine oder andere - schlau wie er ist - belächelt und bespöttelt, als gar nicht mal so verkehrt heraus. also, wenn zb. am ende der zeit, in der hippies das netz beherrschten, ein geldgeiler sack auf die idee kommt, alle anderen kostenlos für sich arbeiten zu lassen, weil sie denken, er wäre auch nur so einer von diesen netten hippies, die einem immer alles schenken wollen.

nope. ist er nicht.

und seit snowden sollte jedem trottel klar geworden sein, daß solche sachen wie handys, "soziale" netzwerke und "alles umsonst" ziemlich dumme sachen sind ... man hat verstanden, daß sich finstere gesellen im netz herumtreiben, solche sachen machen, wie diskussionen manipulieren und damit die herrschaft über die themen bekommen.

hat ja jetzt jeder bemerkt. wusste jeder schon immer. echt.

komischerweise scheint es aber keinen wirklich zu interessieren. weder, daß es irgendwie immer noch aberwitzig ist, kostenlos für diesen gierhals von früh bis spät zu arbeiten, _sein_ vermögen (nicht _deins_) zu mehren und dafür mit einer funktion beglückt wirst, die dir über alle geräte folgt, damit die werbekunden seiner firma genau wissen, was dich so interessiert.

das ist eine exzellente geschäftsidee.

naja, für den feisten mark.

du hast nur die arbeit.

und, klar ist natürlich auch eine coole idee, für die, die sich nicht lange damit aufhalten wollen mit schnickschnack, wenn sie gerne wüssten, wo dich gerade herumtreibst, was du so tust und ob du demnächst aus seife & dünger eine bombe baust und das nächste bahnhofklo sprengst, weil du was gegen schwule hast ...

und, als wäre das nicht schon scharf genug, bringen dir dann demnächst drohnen den neuesten, heissen scheiss von amazon oder wo immer du sonst deine schuhe und andere lebenswichtige dinge kaufst. irgendein geiles stück software wird dann diese dinger steuern, die wiederum echtezeitaufnahmen aus der welt als big data (ooops. das nennt man ja jetzt "small data") zurückspielt und ein anderes geiles stück software daraus eine kopie der realen welt erzeugt, in der dann ein kommissar sozusagen in einem virtuellen raum ein verbrechen rekonstruieren kann, wie uns tom hillenbrand in "drohnenland" zu hellsichtig zu berichten weiss.

aber hey, bücher. igitt. du musst sicher gerade einer der neuen heissen features einer geilen kostenlosen app testen, die dein adressbuch gleich mit an den autor der software kopiert ... schon klar.

egal was passiert, egal was einem plötzlich klar wird, man sieht so wenig leute, die ihr handy mit einem vorschlaghammer und f#ckbook mit der gebotenen verachtung strafen, geschweigen denn sich selbst mit verachtung oder - besser noch: mit dem vorschlaghammer.

deshalb, und das war der anlass für diese lange, delirierend auschweifende post voller anekdoten (onkel hinterwald erzählt mal wieder stories aus verdun, gähhhhn) ist es eigentlich eine tolle sache, daß jaron lanier diesen friedenspreis des deutschen buchhandels bekommt, auch und vielleicht gerade weil die oberschlauen und die üblichen verdächtigen (nein, ich verlinke das jetzt nicht, nach dem ende von carta. de so wie es war, muss ich nicht mehr nachtreten als unbedingt nötig) das, was er sagt sofort als "technikfeindlich" denunzierten mussten.

ich habe dann ja meinen alten EDV lehrer im kopf und wie er sich über die vorstellung amüsierte, daß es so etwas bizarres gäbe, wie "viren" und ... naja, über die jahrzehnte dabei zugeguckt, wie leute sich klingeltöne kauften und all diesen ganzen mist.

und erst - schäm, wie peinlich ist das denn? - gerade mal ein dutzend einträge bei google ... ich bin halt dumm, irgendwie immer noch neugierig und gehässig genug, den anderen dabei zuzugucken, wie sie sich im nachhinein die fragen stellen, die sie sich besser mal vorher gestellt hätten.

in diesem sinne ende ich mit meinem aktuellen lieblingsspruch, den du wahrscheinlich auch nicht mehr hören kannst:
"wir sollten lieber mal nur die hälfte von dem machen, was wir halt so machen - und die gewonnene zeit damit verbringen, darüber nachzudenken, ob wir es überhaupt machen sollten ..." 
obwohl ich ja im grunde befürchte, daß wir alle lieber mal 10 jahre früher nachgedacht hätten und lanier jetzt nur noch den "epitaph" schreibt, auf den grabstein dessen, wie wir eine freie gesellschaft mal verstanden haben.

[ps] als perfektes beispiel für das, was ich da oben mit der dummheit derer meinte, die denken, es reiche schon aus, sich über die angebliche dummheit anderer lustig zu machen, bietet sich gerade fefe an:












  • [l] Kurze Durchsage von Oettinger:
    "Wenn jemand so blöd ist und als Promi ein Nacktfoto von sich selbst macht und ins Netz stellt, hat er doch nicht von uns zu erwarten, dass wir ihn schützen. Vor Dummheit kann man die Menschen nur eingeschränkt bewahren."
    Der Oettinger hat gar nicht verstanden, dass die Leute das bei vorgeblich privaten und geschützten Cloudprovidern hochgeladen hatten, und nicht in ihrem Blog oder bei Facebook. Für den müssen wir eine eigene Inkompetenz-Kategorie einführen. Die Bullshit-Skala aufbohren.Naja, immerhin einen Vorteil hat das ja. Goldene Zeiten für Satiriker.
    Ich hätte den 30c3-Facepalm noch zurückhalten sollen.
    Dabei wäre das eigentlich eine schöne und richtige Aussage gewesen, wenn Oettinger verstanden hätte, wovon er da redet. 

  • OMG - oettinger hat "netz" gesagt!!!! bitte dreitausend filmchen, grafiken und so saublöd hämische kommentare wie der von fefe.

    zu blöd, an öttingers zitat ist nur eins auszusetzen, er hätte man besser "... und dem netz anvertraut ... formuliert und schon wäre offensichtlich, wie gaga fefe's wie immer oberschlauer kommentar in wirklichkeit ist: schnell einen witz machen und nächster topic.

    sorry, aber genau so funktioniert die show: die dummen jungs auf dem schulhof eben. und genau deshalb habe ich schon vor monaten aufgehört, diesen selbstgefälligen honk zu lesen.

    öttinger hat nämlich recht: wer so blöd ist, seine daten dem netz anzuvertrauen, dem ist doch einfach nicht zu helfen und diese fappenings 1 & 2 sind genau die verdiente strafe für so viel gedankenlose leichtfertigkeit ...

    aber, hey, fefe ist so was von schlau, lass uns mal ne runde lachen.

    am besten über "uns" selbst ...

    6 Kommentare:

    1. [..] einen roten Faden

      leider war ja "femme senegal" nicht zu haben als youtube-clip, um direkt mit was abwegigem einzusteigen ... so wie das stück ist die post, ekstatisch, sich in wilden schleifen voodoomäßig und von lauten schreien garniert ;-)

      ah, bei lastfm:

      http://www.last.fm/music/Moussa+Doumbia/_/Femme+S%C3%A9n%C3%A9gal

      im grunde habe ich ja - mich entlang meiner eigenen erfahrungen in sachen computer bewegend - noch mal zusammengefasst, wann ich welchen gedanken hatte und was für schlußfolgerungen ich für mich daraus gezogen habe: sehr früh und sehr entschieden.

      der rote faden sind meine persönlichen erfahrungen damit, entscheidungen zu treffen und dabei zuzugucken, wie sie das leben beeinflussen, hier konkret das "nein"-sagen.

      wir haben in den 70ern gelernt, daß wir zu so etwas wie einer karriere und einer anpassung an die gesellschaft "nein" sagen konnten/sollten/mussten ... in den letzten 25 jahren waren wir halt versucht, öfters mal "ja" zu sagen, weil wir projezieren konnten, daß das jetzt "unsere leute" (die hippies haben das internet erfunden ...) sind, die die dinge am laufen hielten und dabei den einen oder anderen gedanken zu wenig gedacht.

      lanier erklärt uns jetzt (für viele im nachhinein), daß wir ganz schön blöd waren und ich finde mich in den gedanken, die er im interview beiträgt, in vielem bestätigt, was ich hier schon länger so schreibe.

      vielleicht berücksichtigst du hier, ganz allgemein, auch meine idee der "gedankenautobahn" - ich weiss, daß menschen ein schön wohlgeformtes stück "musik", strophe, strophe, refrain, strophe, bridge, strophe, refrain erwarten ... aber das genau will ich ja nicht, dieses "draufgucken und wissen, was der gute onkel hardy da erzählen will", ich will ja gedanken entschleunigen und ehr zu einer art gemütlichem spaziergang einladen. keine thesen und erklärungen, eher geschichten erzählen und da bin ich halt immer meine erste quelle, weil ich ja nur erzählen kann, was ich so erlebt und verstanden habe.

      mir geht es also auch nicht um das, was "die" tun. sondern um das, was "wir" tun. es steckt auch keine aufforderung drin "schmeiss dein handy weg!" und schon gar kein "wi kannst du nur?". ich sage, so und so habe ich das gehandhabt, das und das ist meine einsicht und hoffe, der leser kann was damit anfangen. was ich - wie ich hoffe - kann, wenn er/sie ggfl. ähnliche entsheidungen für sich getroffen hat.

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    2. bei dir (und mir) ist das ja zb. der konsumverzicht, das herunterdrehen unserer erwartungen an das besitzen von dingen und die fokussierung (achtsamkeit) auf das "sein".

      wir haben hier heute nacht lange (sehr lange) über solche dinge wie etwa "ikebana" oder die tee-zeremonie gesprochen und auch wenn das jetzt so wirkt, als drifte ich noch weiter ab, das ist der punkt: achtsamkeit, einüben, versenken ... und das, was das mit uns macht: wir tun das "kleine" und das "große" bekommt platz

      sebastian, mein mitbewohner, hat mir die tage "innere welten äußere welten"

      https://www.youtube.com/watch?v=U9oewKWUUd8

      ans herz gelegt und ich habe mir die zwei stunden esoterik pur gegönnt und auch wenn es nur viele dinge zusammenfasste, die mich seit 4 jahrzehnten interessieren: wir sind oft einfach zu sehr in der äußeren welt gefangen, lassen uns von ihr bestimmen und spielen unsere rolle.

      das ist auch so etwas wie der - unausgesprochene - subtext der post: der blick auf das wesentliche und nicht der auf das, was uns die äußere welt permanent andient oder glaubt, uns aufzwingen zu können.

      [..] überwachen

      ehrlich, claudia, da ist mir heute ziemlich egal. ich will ja mit meiner geschichte über die darkrooms von compuserve im grunde nicht so sehr erzählen, daß ich mich "überwacht" gefühlt habe, sondern den gedanken, der mich da anfiel noch mal referieren - um auf die gedankenlosigkeit, mit der wir vieles tun, nur weil wir es können, hinzuweisen ... und wie schnell die dinge um uns herum uns anspringen und wie wenig zeit wir uns nehmen, wirklich darüber nachzudenken, ob wir uns darauf einlassen _müssen_ (oder sollen)

      daß "die" uns überwachen ... geschenkt ... was machen _wir_ damit? wie fühlen _wir_ uns? was tue ich, wenn ich es verstanden habe? es ist doch bizarr, daß wir das alles wissen und ... schluck ... einfach weiter so tun, als wüssen wir es eben _nicht_. einfach "weiter so"?

      das ist für mich keine frage eines politischen handelns, sonst würde ich ja andere postings schreiben. mir geht es hier (und in meinem leben) - mittlerweile - im grunde nur noch um das "innen", das "da draussen" muss eben damit leben lernen, daß es bestimmte entscheidungen nicht _beizeiten_ getroffen hat und sich nun zwangsläufig in eine situation manövriert hat, die erbarmungslos eine andere gesellschaft erzeugt.

      das hast du mit

      "Angesichts mancher gesellschaftlicher Entwicklungen bin ich ganz froh, nicht “ewig” zu leben. "

      doch sehr schön fomuliert. haargenau so geht es mir auch. ;-)

      [..] nicht "peinlich"

      die post ist voller "koketterien" und das ist eine davon. es ist mir kein bißchen peinlich, es erfüllt mich mit _stolz_ nur ein dutzend einträge zu haben, weil ich 20 jahre "danach" sagen kann "verdammt, habe ich es euch nicht schon immer gesagt?!"

      ich beziehe eben nicht meinen wert daraus, eine fantastilliarde "friends" zu haben und ein vierstelliges suchergebnis bei google. ich beziehe ihn daraus, auf meine dinge zurück zu gucken und zu wissen, daß ich sinnvolle dinge getan habe

      ware die zu was "nutze"?

      keine ahnung, was das "aussen" darüber denkt, mein "innen" ist in harmonie und ich denke, ich habe _mein_ leben und lebe nicht das, was andere mir andienen. wenn ich gleich tot umfallen sollte, wüsste ich jedenfalls, daß ich mein leben _für mich_ (sic!) sinnvoll angefüllt und nur sehr wenig zeit mit dem testen kostenloser apps verbracht habe ... und das, das hast du ja auch bestens verstanden ... ist das, was zählt.

      es geht mir nicht so sehr um politische oder gesellschaftliche umstände, nicht das, was "die" machen sondern das, was "ich" tue ;-)

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    3. ". was machen _wir_ damit? wie fühlen _wir_ uns? was tue ich, wenn ich es verstanden habe? es ist doch bizarr, daß wir das alles wissen und ... schluck ... einfach weiter so tun, als wüssen wir es eben _nicht_. einfach "weiter so"?

      Was denn sonst? Insbesondere, wenn du dazu sagst, du meinst das nicht als Frage nach politischem Handeln.

      Ich habe meine Lebensweise offline und online eigenständig entwickelt und bedauere nichts davon, sondern bin im besten Sinne im Reinen damit. Glück gehabt hab ich insofern, dass die Dinge, speziell die sozialen Netze und die Clouds noch nicht entwickelt waren, als ich per E-Mail-Anhang einem Liebsten in der Ferne Bilder schickte, die ich nicht in der Öffentlichkeit sehen wollte. Ebenso waren manche Mail-Dialoge SEHR privat...

      Aus heutiger Sicht wirkt das alles leichtsinnig, war es aber nicht. Ich war mir immer bewusst, das nichts hundertprozentig sicher ist, doch wusste ich auch, dass ich keine Feinde habe, niemand mir Böses will und ich nicht viel zu verlieren habe, so als Freiberuflerin mit Kunden/Auftraggbern, die wissen, was sie an mir haben. Und dass ein Mensch auch eine erotische Seite hat - ja hey, das ist doch nicht verboten! :-)

      Auch in den frühen Tagen des Webs gab es schon zwei Sorten Menschen: die einen, mit denen die Kommunikation leicht klappte und mit denen man schnell auch in tiefer gehende Gespräche kam - und jene, die echte Probleme hatten, Texte zu verstehen, weil sie sich voller Misstrauen bei jedem Wort fragten: Was meint die wohl? Was will sie von mir? Will sie mir irgendwie am Zeug flicken? etc. usw.

      Man wird nicht einfach so von Typ 1 zu Typ 2 - auch nicht wegen anderer "Angstgegner" (Dienste, Konzerne etc.) als das konkrete Gegenüber. Ja, man sollte schon immer mal mitdenken, was es nach sich ziehen könnte, wenn andere Interessenten die Infos, die man rausgibt, in ihrem Sinne verwenden. Aber dabei kommt eben auch oft raus: Viel Schlimmes ist nicht zu erwarten - etwa wenn Apotheker und Nahrungsergänzungsheinis mich mit Werbung bewerfen, wenn und weil ich irgendwo konkrete Zipperlein benenne. Für die Krankenkasse sind diese auch nicht geheim und am Arbeiten hindern sie mich nicht - sollte das mal kommen, werde ich die erste sein, von der es die Leute, die es betrifft, erfahren.

      Ja, das sind auch nur meine persönlichen Erlebnisse und Herangehensweisen - nicht übertragbar auf Heutige, auf mobile Menschen, die ihr Leben mit und rund ums Handy managen und / oder sich in Abhängigkeiten befinden, in denen sie ihr wahres Gesicht nicht zeigen können. Ich hab immer alles dem obersten Wert untergeordnet, mich nicht zu verbiegen, "normaler Mensch" zu bleiben, mich nicht "verkleiden" zu müssen, frei von der Leber weg reden zu können - und das hat auch bis heute geklappt und wird sich auf die alten Tage nicht ändern. Von da aus lässt sich potenziellen Erpressern leicht ins kalte Auge lächeln...

      Was das "innen" angeht: Da hab ich den Garten, ohne den ich so nicht (mehr) leben könnte, wie ich lebe. Oft brauche ich noch 2 Stunden erzählen & beblaudern, wenn ich dort angekommen bin, aber dann stehe ich aauf, laufe herum und lass mich vom Garten zu Handlungen auffordern.. ein bisschen in der Erde wühlen, Pflanzen von den Umschlingungen anderer befreien.. da sind dann keine Gedanken mehr ans "virtuelle" Leben und alles da "draußen"...

      (Das Kommentarfeld ist ein kranker Design-Flop! Es nutzt zum einen die "neuere" Ajax/Javascript-Technik (wenn ich nciht irre), damit man es per "anfassen" an der gepunkteten Ecke rechts unten größer ziehen kann, Tut man das aber, scheitert das Ganze an der uralten Fenster-Technik, die durch feste Fenstergröße das Aufziehen bzw. ÜBERBLICKEN des Aufgezogenen wieder verhindert. Bzw. man muss dann quer scrollen... tststs, wer hat denn das verbrochen?)

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      1. claudia,

        [..] Was denn sonst? Insbesondere, wenn du dazu sagst,
        [..] du meinst das nicht als Frage nach politischem Handeln.

        ahem, damit meine ich natürlich, daß "die" (da oben vulgo "die") politik das für uns regeln sollte oder wir eine bewegung erfinden, erflehen, erbetten, erhoffen sollten, die uns das abnimmt, was nur _wir_ tun müssen.

        ich weiss, du evrstehst das so, daß auch hier das private politisch ist, analog zur vorstellung ende der 60er, daß auch die sexualität "politisch" sei ... aber ich möchte das eben so verstanden wissen, daß wir nicht schon wieder glauben, das "delegieren" zu können.

        [..] Aus heutiger Sicht wirkt das alles leichtsinnig

        hey, wir dachten, wir sind "unter uns" und - dir scheint es ja so gegangen zu sein wie mir - wir waren uns doch bewusst, daß da gefahren lauern, also sind wir vorsichtig damit umgegangen. und versteh mich nicht miss: ich habe natürlich auch seiten im netz besucht, die erotischen inhalt haben und ... hey, ich habe kein problem damit, zu verraten, daß ich im moment - obwohl ich weder cumshots irgendwie erotisch finde noch selbst sonderlich ausgeprägtes interesse an sex hätte - diesen blog toll finde

        http://youwerewonderful.tumblr.com

        wegen der "unstromlinienförmigen" menschen, die er zeigt ;-)

        nein, das ist nicht der punkt, mir ging es um den gedanken oder die einsicht, zu er man gelangt - und wie schnell man sie beim weiterhasten zur nächsten sensation wieder verdrängt, um bloß nix zu verpassen. denn das ist ja der punkt, über den wir hier heute nacht in stille sprachen: diese elende angst, man könnte nicht alles getan haben, was man so alles tun _kann_ und unsere hier gefundene antwort war eben ikebana, die teezeremonie oder - bei mir - das streicheln von katzen, um sich dieser vollkommen blöden angst zu entziehen: "ist mir doch egal, was ihr treibt. ich streichele meine katze!"

        das ist natürlich kokett, weil ich natürlich auch lese, was andere schreiben, mich an debatten beteilige. aber ch glaube, das letzte gerät, das ich sinnvoll fand, war der mp3-player mit 128 mb, den ich mal für ein spiegel-abo bekam und für den mich meine umwelt damals (sicher schon 15 jahre her) ziemlich blöd anguckte: "was soll das denn bitte sein" ... alles danach geht mir sonstwo vorbei, kein touchpad, kein smartphone, kein cloudaccount. wo ist meine katze.

        du verstehst, was ich sagen will und - vor allem - daß _das_ jedenfalls nicht _gegen andere_ geht. bei "den anderen" stört mich her diese blödianhafte giggelei gegen das merkelsche "neuland" oder - aktuell - fefes komplett bescheuerte und pennälerhaftes gekicher über oetinger: genau das macht es nämlcih unmöglich, diese dinge ernsthaft zu _bedenken_

        wenn _du_ ein smartphone hast, unterstelle ich dir doh von vorneherein, nur um auch das zu klären, daß du eine person bist, die sich - wie ich das tue - selbst beäugt und das "rechte maß" für dich findest. so viel vertrauen in das vertrauen, daß ich in dich setze, solltest du schon haben ;-)

        [..] Was meint die wohl? Was will sie von mir?
        [..] Will sie mir irgendwie am Zeug flicken? etc. usw.

        mit solchen sachen war ich ja eher IRL konfrontiert.

        [..] nicht übertragbar auf Heutige, auf mobile Menschen,
        [..] die ihr Leben mit und rund ums Handy managen

        das ist der punkt. aber diese menschen lesen ja sicher nicht meinen blog und wenn - naja, du weisst ja selbst, wie schwer ich es ihnen mache, sch hier ne meinung abzuholen ....

        [..] Ich hab immer alles dem obersten Wert untergeordnet,
        [..] mich nicht zu verbiegen

        so am i ...

        [..] tststs, wer hat denn das verbrochen?

        ich nicht und .. ahem, ich habe meine zeit noch nie damit zugebracht, das zu testen ;-)

        statt dessen flüstere ich hier über die kunst des blumensteckens und weiss, aß dein garten für dich deine "vase" ist.

        wir haben halt das unschätzbare glück, so früh geboren zu sein und den mist, den sich die kids einhandeln, nicht mehr ausbaden zu müssen ...

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      2. fehlende e's und d's bitte entschuldigen, die linke macht heute mal wieder nicht, was sie soll ;-)

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      3. ach ja, bevor ich das vergesse:

        ich denke, das egentliche problem ist der sog. "erste impuls"

        wir hören etwas und haben eine meinung dazu und zack, haben wir sie schon getwittert ... was dabei aber komplett untergeht: wo ist das nachdenken? wo das einholen eines zweiten, dritten, vierten gedankens, das abwägen dieser gedanken gegeneinander ... um ganz am ende zu einer meinung zu kommen, die valide ist.

        ich befürchte halt, daß genau diese konditionierung in absehbarer zeit in das, was ich jetzt schon seit jahren als die "erregungswellenblogosphäre" bezeichne, führen wird und wo ist dann da am ende der unterschied zu dem faschistoiden geblücke, das auf "wollt ihr den totalen krieg!" aus dem publikum zurückschallt.

        ich verstehe die bloggosphäre mittlerweile als das publikum im sportpalast, nur daß sie jetzt (noch) die "richtigen" (wenn ich fefe lese, die dümmsten) parolen blökt.

        lassen wir einfach noch zwei jahre ins land gehen und wir werden meine dystopie als normalität erkennen ...

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