Dienstag, 21. August 2012

das "arschloch"-dilemma

ich frage mich gerade, ob ich eigentlich arschlöcher "arschlöcher" nennen darf oder soll oder muss ...

da kommt es mir ja eigentlich recht, wenn der verdiente und von mir gerne gelesene politblogger (der gerade mal wieder seine selbstgewählte fleißarbeit mit dem gebotenen ernst betreibt, statt sein alter ego, den sportfan von der leine zu lassen), diesen schönen schnappschuss postet


der die sache für mich auf den punkt bringt, über die ich seit einiger zeit meditiere: ist jemand, "nur" weil er eine "andere meinung" hat, eigentlich ein "arschloch"?

im grunde nein. 



ich habe ja auch eine andere meinung als andere leute und fänd's nicht prickelnd, wenn die wiederum mich ein "arschloch" nennen dürften, weil ich ... und so weiter und so fort.

hmmmm, es eigentlich keine gute idee, jemanden ein arschloch zu nennen, oder?

aber, deshalb freue ich mich über diese kleine anregung aus dem hause politbloger in dieser sache, auch wenn ich mir aus seiner wirklich verdienstvollen arbeit diese petitesse herauspicke und sie für meine zwecke mißbrauche. weil ... im grunde trifft morgan freeman die sache auf den punkt, auch wenn es mir weniger um gekünstelte phobieen sondern um das geht, was die arschlöcher (sic!) für eine "meinung" halten ...

Meinungen sind wie Arschlöcher, jeder hat eins ...

ich erinnere mich da an einen werbespot für den damals in den startlöchern stehenden sender "das vierte", der in jenen tagen versprach "wir sind hollywood". das war bevor sie bei "den russen" landeten, zur abspielstation bizarrer religiöser spinner gekoppelt mit nächtlicher fleischbeschau mutierte und abendlich von einem spielfilm aus der mottenkiste verfeigenblattet wurde. über die fleischbeschau und die mit ihr verknüpfte industrie habe ich ja schon gelästert, und, ja, "ich war ja auch katholik. aber ich bin in der zwischenzeit geheilt.", um mal eine figur in einer serie zu zitieren, die dann - spoilerwarnung! - in einem brennofen landet.

bevor ich komplett abdrifte: es es geht mir hier aber nicht um sex & drugs (aka busen und religion), es geht mir hier um so etwas wie eine "meinung". ich befürchte, daß der satz aus der reklame - was zu erwarten ist, was kann schon an werbung "wahr" sein? - schlicht nicht stimmt.

menschen "glauben" nämlich manchmal nur, sie hätten eine.

eine meinung, sagt uns die deutsche sprache, "bildet" man sich.

das setzt einen gewissen zeitraum und vor allem die kenntnis einer "gegenmeinung" voraus. daß man zumindest über den gegenstand dessen, wozu man sich eine meinung bildet, ein klitzekleines bißchen nachdenkt.

okay: manche dinge sind so dabei kompliziert, daß es wahrscheinlich eine fantastillion meinungen zu der selben sache gibt ... und, das setzt der chose den hut auf, es vielleicht  am ende niemanden geben wird, der "recht" behält.

man hat ja eine meinung, weil man "recht" haben will mit derselben. 

sonst wären meinungen ja witzlos, sie machen ja nur im kontext des ewigen schwanzlängenvergleichs - leary würde das den "analen gefühls-territorialen Schaltkreis" nennen - "relevant". da dieser vergleich aber sozusagen der teppich ist, auf dem wir uns als soziale wesen in einem sozialen kontext definieren, also der "normalzustand".

nur "halb so schlimm", weil "was willste schon machen? machen ja alle ... musste mit leben, wa?".

eben: machen ja alle ...

ich kann ja eigentlich ganz gut damit leben, daß alle von morgens bis abends schnattern. das sollte ja eigentlich dazu beitragen, daß alle am ende mehr wissen oder "klüger" sind. "schön, daß wir mal d'rüber geredet haben ...". es könnte so schön sein ...

nur leider wird nicht "geredet". es wird "recht gehabt", es wird geätzt, gehöhnt, beschimpft, getrollt.

egal, ob man das nun als öde zeitverschwendung beklagt, wie markus beckedahl gestern - wie twister zurecht bemerkt - das etwas zu larmoyant tut, weil - so twister - das eben der preis der aufmerksamkeit ist.  aber dieser kapriziöse kleine tango lenkt leider den blick von den (für mich) "eigentlichen" problemen ab.

es ist okay, wenn dumme menschen dumme dinge sagen

es wäre schön, sie würden kluge dinge sagen, aber - sorry - sie sind dumm und können halt nicht anders.

darüber ins gähnen zu geraten, was im grunde - so verstehe ich es - der kern der klage gestern ist, ist natürlich snobbistisch, aber was soll's: jeder, der im internet etwas schreibt, ist auf seine eigene art ein snob. geschenkt.aber: darüber zu jammern, daß aufmerksamkeit nun mal auch arbeit ist, ist natürlich schon etwas kapriziös.

was also tun mit dem dummen zeugs, das dumme menschen schreiben?

das hängt im grunde davon ab, ob man einerseits damit leben kann, daß dumme menschen dumme dinge sagen, und wie weit man in selbstreferenziellen blasen oder in mainstream-themen verfangen ist. die dummen dinge sind ja nun einmal "da", sie drücken das aus, was dumme menschen, von denen es ja eine menge geben soll, eben so mit denken verwechseln. man muss damit leben.

ich lebe zb. mit rolf clement. 

jedesmal wenn dieser man zu einem seiner statements, die der dlf sich "kommentare" zu nennen erlaubt, also einer seiner presseerklärungen für die bundeswehr anhebt, bekomme ich das kalte kotzen. ich denke dann, der kerl wird auch dann noch finden, daß die bundeswehr in aghanistan hocken bleiben muss, wenn dort die letzte amerikanische patrone verschossen worden ist. aber, weil ich darauf setze, daß andere sich vielleicht doch ihren teil dabei denken können, liste ich ihn jedes mal zähneknischend in meiner playlist bei tv3 auf und hoffe, andere ärgern sich darüber genau so wie ich.

ra wilson, der ja mal so etwas wie "konsens" einer frühen generation von programmierern und internetbenutzern war, findet zurecht, daß das lesen der meinungen der eigenen leute witzlos ist und man unbedingt die zeitungen der "anderen"  lesen sollte. als übung darin, zu verstehen, daß es auch andere meinungen gibt und ... natürlich auch als seismograph.

ein gelegentlicher blick auf PI oder das "Störtebeker-Netz" lohnt allemal. 

sei es, weil man einfach mal lesen will, was die braunen hirnis so von sich geben oder abzuschätzen, ob sie sich langsam im ton mäßigen - dann wäre irgendwie langsam gefahr im verzug.

oder man ist froh, daß jemand für einen die "drecksarbeit" macht. wie der politblogger zb ;-) das erspart einem das permanente baden im sumpf. es wohnt nämlich immer auch ein wenig die gefahr der verseuchung solchen "besuchen beim feind" inne, vor allem, wenn man sich auf einen kleinen zank einläßt. irgendwann mutiert man selbst zum "bösmenschen", weil man die idioten einfach nicht mehr ertragen kann.

was mich auf den zweiten aspekt der causa "dumme menschen online" bringt: es gibt nämlich solche und solche. es gibt welche, die sind halt eben dumm, die können nichts dafür.

und es gibt eben arschlöcher ...

aber ich bemerke gerade, daß ich ein weites feld betrete, also mache ich mal den peter jackson und blase eben meinen kleinen hobbit zu einem mehrteiler auf. du musst dich also ein klitzekleines bißchen gedulden.

bis dahin überlasse ich dich mal diesem tollen beitrag des dlf: DNA statt Buchstaben

es geht darin darum, daß man jetzt DNA als datenspeicher verwenden kann, wie viel information man speichern kann, wie effizient und vor allem haltbar die methode ist. jeder, der den langen weg von vinyl über magnetbänder über cds über cdroms über dvd's über festplatten hin zu USB gegangen ist und sich über die haltbarkeit seiner eigenen datenträger gedanken gemacht hat: juchu! hier ist die lösung. hält zehntausend jahre ...

der autor freut sich schon über die vorstellung, daß man die kulturellen leistungen des menschen haltbar auf so etwas speichert und dann, eines fernen tages ausserirdische kommen und ...

werter michael lange, ich befürchte, es wird jede menge schnitzel und kasseler speckschwarten geben, auf denen nur pornos gespeichert werden. die menschen in sagen wir einmal 30 jahren nur verwirrt drein gucken lassen, weil sie unter sex etwas anderes verstehen als diese schwitzenden olympioniken ihnen vorturnen. oder ganze serien seasons von "three and a half men" oder "schwarzwaldklinik", die aus den tiefen sibiriens nach mitteleuropa vordringende hungerflüchtlinge umgehend in die pfanne hauen werden.

oder eben fettecken, die eine gnädige putzfrau nach allen regeln der kunst "entsorgt" ...

in diesem sinne: bon appetit ...

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