Montag, 20. August 2012

na endlich ...

hat ein klitzekleines bißchen (naja, ein jahr) gedauert, bis ein hier geäußerter gedanke, langsam einsickert und an anderer stelle auch artikuliert wird - natürlich sehr viel ordentlicher, als ich dazu in der lage wäre.

mit mir gehen immer die gäule bzw. worte durch und ich hab's irgendwie auch nicht d'rauf, still in der ecke zu sitzen, zu warten, bis die fliege gelandet ist, um dann mal kurz mit der fliegenplatsche zuzuschlagen.

worum ging's noch mal? ach ja, die anhänger des assholism-kults, die als trolle durch die foren und kommentarspalten segeln und alles mit ihrem unwohlsein zumüllen. wobei "unwohlsein" wahrscheinlich ein euphemismus ist. sagen wir es, wie es ist: arschlöcher, die ihre verzweiflung an sich selbst in aggression umwandeln und denen, die ihr gehirn zum denken verwenden statt ihres geschlechtsteils, das leben schwer machen.

betritt man heute ein x-beliebiges forum, sei es der spiegel, sei es das hb, sei es die sz oder wo-auch-immer, kommt man nach einer viertelstunde zum ergebnis, daß "die deutschen" jetzt in komplett durchgeknallt, selbstsüchtige, ressentimentgedopte verschwörungsfanatiker verwandelt haben. was wir ja - mit bekannten ergebnissen - schon mal hatten.



man kommt nach ca 2 minuten auch zum ergebnis, daß M.O.R.G.E.N.!!!! der euro vor die hunde geht, gleich die EU-schergen die tür eintreten und unter waffengewalt nachkontrollieren, ob man denn auch energiesparlampen verwendet. was glaubst du nicht? dann guck mal hier.

eben, offensichtlich sind nur noch debile ... das ist mein blog, also darf ich sie so nennen, wie ich das will ... arschlöcher im internet unterwegs sind, denen konstant der gaul durchgeht, die das wasser nicht halten und die sich ständig erbrechen müssen, überall hin.

ich frage mich ja schon seit (ätsch, markus!) seit mehr als einem jahr, warum das so ist.

ich könnte es mir einfach machen und einfach meinem alten recht geben, der ja schon immer wusste, daß der mensch des menschen wolf ist und die welt voller drecksäcke, denen man keinen meter trauen sollte - nur, äh, ich bin ja im grunde immer noch ein hippie und will schon gar nicht "werden, was mein alter ist", wie rio reiser das so schön formulierte zu einer zeit, als ich das noch entscheiden konnte, wie und was ich selbst mal werden will.

und, was die sache für mich persönlich schlimmer macht - ich kenne es aus eigener ansicht anders und - vor allem - besser. als ich diese schöne neue welt via compuserve betrat und das glück hatte, in einem gepflegten englischen club namens "spiegel-forum" ein paar jahre unter freunden abhängen zu dürfen, waren die dinge nämlich entschieden anders.

ich will dir jetzt nicht die nase lang machen, aber echt: da waren alle freundlich und lieb miteinander. egal, ob man nun weit links, in der mitte oder zur not auch ein bißchen rechts / konservativ war, man hörte sich zu, man lernte voneinander, man lungerte auch schon mal vor dem kamin eines anderen foristen herum und lies bei einer leckeren tüte den grateful dead den raum, der sonst mit worten vollgestopft war, füllen. 20 jahre später fragt man sich "where have all the good times gone?" und manchmal: "wo sind sie eigentlich hin, die leute, die damals auf der chaiselongue lagen und miteinander plauschten?".

bevor ich mich jetzt aber in romantische erinnerungen an eine (definitiv) bessere zeit verliere: was zum teufel ist eigentlich passiert?

meine einfache erklärung ist banal und am besten so zu erzählen: wenn du mal ein junges mädchen warst und warst in einen kerl verknallt, der - wenn er mit dir alleine war - der süsseste und einfühlsamste junge war, den du dir vorstellen konntest ... und wenn er dich dann zu seinen kumpels mitnahm, sich in ein grobes, besoffenes arschloch verwandelte, dann verstehst du, was passiert ist. als junge verstehst du es nur, wenn du dein eigenes verhalten kritisch betrachten kannst:

es ist einfach leichter, auf einer öffentlichen bühne "die sau rauszulassen", dich als ungenierter neanderthaler aufzuführen. da sind so viele leute, die dir dabei zugucken, da unsicherheit, schwäche oder einfach nur einfühlungsvermögen zu zeigen, ist sozusagen die garantie für einen virtuellen selbstmord.

da das internet ja heute eher von einer generation ungebildeter und nie der eigenen pubertät entkommener junger menschen bevölkert wird, die aufgewachsen ist mit sätzen wie dem "isch figg daine mudda!", versteht man diese offensichtliche geistige behinderung eher, diese klientel besser: die liest etwas, verwechselt das grummeln im eigenen bauch mit einem gedanken - obwohl es sich in der regel eher um eine sich ankündigende blähung handelt - und das MUSS DANN SOFORT RAUS.

früher hätte man das dann eher geflissentlich ignoriert oder sich die nase zugehalten ... heute verwechselt man das mit einer wortmeldung, auf die man einzugehen sich verpflichtet fühlt. das paradies für debile trolle, die diese art "gedanken" permanent hat und endlich, endlich, endlich die gelegenheit, die ganze welt an dem eigenen unwohlsein teilhaben zu lassen, ja sogar feedback bekommt.

wobei es für den gemeinen troll, der eher dem masochismus zuneigt als dem blümchensex, eh lieber ist, er wird sofort angepflaumt und niedergemacht. borderliner fühlen sich eben nur, wenn sie sich selbst mit messern ritzen, streicheln ist nicht so ihr ding.

einem troll kräftig in den arsch zu treten, ihm zu sagen, daß er offensichtlich probleme hatte, die hauptschule mit einem zeugnis abzuschliessen, ist genau das, was er braucht, um "sich zu fühlen". es geht ihm um aufmerksamkeit und nicht darum, etwas dazu zu lernen geschweige denn zu verstehen.

denn: jeder hat heute alles verstanden, bevor er auch nur darüber nachdenken musste. man muss nichts mehr "wissen" - wir haben nämlich google. wenn man also früher den grad der bildung seines gegenüber noch daran messen konnte, auf welchem terrain er firm war, muss man heute damit leben, daß das gegenüber einfach googelt, bei wikipedia nachguckt und dir vorgauckeln kann, er "wüsste", wovon die rede ist.

tja, sieht so aus, als gingen wir einer zukunft entgegen, in der der assholism-kult eine veritable religion werden könnte, weil ... äh ... denk bloß nicht, daß geht schon irgendwie vorbei.

ich zb. konnte mir früher eine zukunft vorstellen, in der der hunger und die seuchen vom planeten verschwunden sind. daß ich in einer zukunft aufwachen würde, in der sich männer gegen obulus am telefon einen 'runterholen können, das hätte ich nicht gedacht, als ich in den 90ern mal ein tape anlegte, um die 0180er reklame aufzunehmen, um meinen enkeln später mal vorzuspielen, wie irre eine gesellschaft sein kann.

zu blöd, wenn mein erster (noch ungeborener) enkel erwachsen ist, wird es diesen scheiss wahrscheinlich immer noch geben ... und den trollen, die heute alles vollkotzen wird die welt gehören.

ach ja, in den 80ern hatten wir alle horror vor "1984", weil wir dachten, irgendwann würde der "große bruder" uns ausspionieren. wer hätte gedacht, daß wir in der "schönen neuen welt" eines aldous huxley landen würden, in der alle ihre daten freiwillig bei fuckbook abliefern und jeder nur zu gerne den spitzel macht, wenn ihn der große zuckerberg fragt, ob sich die online-identität seines "freundes" mit dessen real-life deckt?

verdammt, wenn wir schon in der schönen neuen welt leben müssen, warum dürfen wir uns dann nicht wenigstens anständig zudröhnen, um den scheiss ertragen zu können???

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